„Lesen ist Herzenssache!“

Stefanie Hasse ist 37 Jahre alt, lebt in Oberschwaben und betreibt gemeinsam mit ihrem Mann Kay den bekannten Buchblog hisandherbooks.de. Einem größeren Publikum ist sie auch durch ihre eigenen Jugendfantasy-Bücher bekannt: Im Juli2017 erschien beim Loewe-Verlag „Schicksalbringer – Ich bin deine Bestimmung“. Im März 2018 folgte „Schicksalsjäger – Ich bin Deine Bestimmung“ und am 24. Juli 2018 der erste Band ihres neuen Zweiteilers „Heliopolis“. Zuvor hatte sie bereits mehrere Bücher im Self-Publishing und als E-Books bei Impress veröffentlicht. Am 19. Juli kam Stefanie Hasse für ihre Premierenlesung aus „Heliopolis“ in die „Thalia“-Filiale im Berliner Ringcenter (darüber habe ich hier auf meinem Blog bereits berichtet, guckt mal hier). Vor der Lesung traf ich Steffi in einem Café zum Interview 😊 😀👍🏻

IMG_4381

Wie bist Du eigentlich auf die Idee zum Bloggen gekommen? Als mein erstes Buch erschienen ist, habe ich mich zum ersten Mal ausführlich mit dem Thema Rezensieren befasst und im Netz ganz viele tolle Blogs gefunden. Mein Mann und ich waren begeistert von dem Austausch, der da stattfand. Heute passiert in dieser Hinsicht ja das meiste in den Social Media – damals war das alles noch viel mehr auf den Blogs. Wir haben gesagt: Das wollen wir auch (lacht)! Und dann haben wir mit unserem eigenen Blog angefangen.

Wann war das? 2012. Damals sind wir in die Blogger-Sphäre gekommen und haben uns da so wohl gefühlt, dass wir bis heute geblieben sind.

Nach welchen Kriterien suchst Du die Bücher aus, die Du auf Deinem Blog vorstellst? Sie müssen mich interessieren. In der Regel suche ich mir alle Bücher, die ich lesen will, schon auf den Messen aus.

Wie funktioniert das genau? Auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig habe ich Termine mit den Verlagen. Da werden mir die Highlights in den Programmen vorgestellt oder die Geheimtipps oder was meine Ansprechpartnerinnen denken, was mir gefallen könnte. Da wähle ich dann schon mal ganz grob aus, was ich in den nächsten Monaten lesen möchte. Meistens kommt dann später durch irgendwelche Rezensionen, die ich bei anderen lese, oder durch Besuche in Buchhandlungen noch mehr dazu.

Bekommst Du als Autorin eigentlich alle Bücher vom Loewe-Verlag geschenkt, die Du gerne lesen möchtest? Ja, die Bücher, die mich interessieren, schickt mir meine Lektorin zu. Bei den anderen Verlagen melde ich mich als Bloggerin und bekomme dann meistens die gewünschten Rezensionsexemplare. Sehr viele Bücher kaufe ich mir aber auch selbst. Das ist einfacher und stressfreier. Wobei das Vorablesen natürlich auch toll ist…(lacht).

IMG_5491
Blick aufs Regal: Stefanie Hasse sammelt Bücher und Funko Pops (Foto: Stefanie Hasse)

Hast Du bestimmte Kriterien, nach denen Du die Bücher beurteilst? Schon, aber es fällt mir schwer, die genau zu benennen. Sagen wir mal so: Es muss alles passen, denn letztlich ist es eine Herzensentscheidung, ob mir ein Buch gefällt. Lesen ist Herzenssache!

Auf welchen Kanälen bist Du aktiv und wie viele Follower hast Du? Auf dem Blog etwa 1400, auf Facebook etwa 5000, bei Instagram 2700 oder so, bei Twitter 4000. Oder sind es 5000? (überlegt) Ich weiß es eigentlich gar nicht so genau…

Durch Dein Socia Media-Engagement bist Du Deinen Lesern sehr nahe. Wie ist das für Dich? Toll! Wirklich. Ich freue mich über jede Nachricht, die ich bekomme.

Nervt dich manchmal auch, dass du immer erreichbar bist? Nein. Wenn ich gerade keine Zeit habe, dann lege ich das Handy weg. Und dann kann es auch nicht nerven. Dann muss es pausieren…

Ich habe gelesen, dass Du früher als Sozialversicherungsangestellte gearbeitet hast. Machst Du das heute auch noch? Nein. Mittlerweile schreibe ich nur noch. Schreiben ist Arbeit, Blog ist Hobby. Und dann habe ich ja auch noch meine Familie.

Wie bekommst Du das alles unter eine Hut? Durch gutes Zeitmanagement und durch eine klare Einteilung: Die Arbeit geht vor, die Kinder gehen vor, der Blog steht hinten an. Aber da hilft ja auch mein Mann mit.

Wie alt sind Deine Kinder? 8 und 13

Hast Du schon mal überlegt, auch für diese Zielgruppe zu schreiben? Also mein Großer, der passt ja altermäßig in die Zielgruppe. Und mein Kleiner, der 8-Jährige,  der liest auch schon Bücher ab 12 oder 13 Jahren. Er ist sowieso ziemlich weit und Bücher ab 8 Jahren sind ihm zu langweilig. Aber mal etwas in Richtung Kinderbuch zu machen, das fände ich schon eine interessante Idee.

Wie kam es zu Deiner ersten Buchveröffentlichung? Ganz am Anfang habe ich selbst veröffentlicht, mit Self-Publishing. Die Reihe „Darian und Victoria“ wurde dann von Impress übernommen, dem digitalen Label vom Carlsen-Verlag.

Und wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Loewe-Verlag? Das hat sich dann nach mehreren Veröffentlichungen bei Impress entwickelt. Ich wurde gefragt, ob ich etwas für Loewe schreiben möchte.

Inwiefern hilft Dir das Bloggen beim Bücherschreiben? Es hilft, weil man dabei viele Erfahrungen gewinnt, voll allem in Hinblick auf die Zielgruppe. Wenn ich ganz viele Jugendbücher lese und darüber schreibe, dann kann ich genau sagen: Ja, das und das möchte ich in meinen eigenen Büchern auch haben.

Hast Du einen bestimmten Platz zum Schreiben? Ja, im Sommer sitze ich immer draußen auf der Terrasse. Im Winter geht das ja leider nicht (lacht). Im Sommer sitze ich immer am gleichen Platz, stundenlang.

Und hast Du auch eine bestimmte Zeit, in der Du schreibst? Ich schreibe immer vormittags, sobald die Kinder aus dem Haus sind. Manchmal gehe ich erst noch joggen, aber meistens greife ich mir den Laptop und dann ab nach draußen. Da sitze ich dann, bis die Kinder wiederkommen.

Cool. Und was machst Du, wenn es beim Schreiben mal hakt? Also wenn es schon ganz früh am Morgen ist und ich noch viel Zeit habe, dann gehe ich meistens noch eine Runde spazieren. Meistens löst sich das Problem dann von selbst. Einfach raus und nicht verzweifelt versuchen, weiterzumachen, denn das funktioniert nicht. Das blockiert noch viel mehr.

Und wenn keine Zeit ist? Dann lege ich das Manuskript zur Seite bis zum nächsten Tag. Oder ich korrigiere das, was ich bisher schon geschrieben habe. Und dann hebe ich mir das neue für den nächsten Tag auf, dann ist man auch wieder frisch.

IMG_4256
Neuestes Werk: „Heliopolis – Magie aus ewigem Sand“. Der zweite Band erscheint im Januar 2019

Wie kommst Du auf Deine Ideen? Die kommen in den seltsamsten Momenten. Manchmal lese ich bei Facebook einen Satz oder ich sehe ein Werbeplakat. Es gibt ja ständig irgendwo was. Im Urlaub, bei einer Massage, war plötzlich die Idee zu Heliopolis da. Oder besser: der Ur-Funke der Idee.

Und wie sah der aus? Es gibt so eine Verschwörungstheorie die besagt, dass Aliens die Pyramiden gebaut haben müssen, weil es ja nicht geht, dass die in Ägypten, bei den Mayas und in China fast zur selben Zeit erbaut wurden. Die Leute hatten damals ja keinen Kontakt miteinander. Aber meine Aliens sind keine wirklichen Aliens, sondern Geflohene von der Erde von früher. Das war so die Ur-Idee.

Wie bist Du auf die Idee zu den Schicksalsbänden gekommen? Durch die vielen Sprüche über Schicksal und Zufall, die ich überall gelesen hatte. Da fiel mir auf, dass man schon so viele Dinge – die Liebe, den Krieg – in Geschichten personifiziert hat. Und ich dachte mir: Warum nicht auch mal das Schicksal?

Machst Du Dir vor dem Schreiben einen konkreten Plan oder schreibst Du einfach drauf los? Mittlerweile muss ich richtig planen, weil ich bei einer Literaturagentur bin und die verkaufen die Manuskripte nur mit ausführlichem Exposé und Leseprobe an die Verlage. Also muss ich vorher schon wissen, wie die Geschichte läuft und wie sie endet.

Wie läuft dann die Zusammenarbeit mit dem Lektorat? Wir besprechen den Plot, also das Exposé und die erweiterten Inhaltsangabe, und dann schreibe ich los. Dann liest das meine Lektorin, korrigiert und schreibt Kommentare. Zum Beispiel: Wie wäre es, wenn wir diese Szene dort und dort spielen lassen würden. Dann kann ich sagen: Nein, ich will das genau so wie es ist. Oder ich nehme ihre Vorschläge an. Und so geht das einige Male hin- und her. So lange, bis dann alles fertig ist und es keine Änderungsvorschläge mehr gibt.

Hast Du mal ein Schreibseminar oder ähnliches besucht? Nein, nie. Aber ich besitze etwa 10 oder 15 Fachbücher rund ums Schreiben. In jedem Buch gibt es irgendwas, was einen Aha-Effekt gibt und einem weiterhilft.

IMG_4112
Runde Sache: Legt man „Schicksalsbringer“ und „Schicksalsjäger“ nebeneinander, ist das Rad der Schicksalsgöttin Fortuna komplett

Was liest Du selbst gerne? Jugendfantasy (lacht)

Also das, was Du auch schreibst? (Lacht noch mehr)Ja, schon. Sonst würde ich wahrscheinlich auch nicht in dem Bereich schreiben.

Und wer liest Deine Bücher? Jugendliche oder Erwachsene? Mädchen oder auch Jungen?  Also überwiegend weiblich, wobei ich bei den Signierstunden auf der Messe auch immer wieder mal ein paar Jungs dabei habe. Überwiegend sind es jedoch Mädchen oder Frauen. Ja, das geht hoch bis zu meinem Alter. Ich lese ja auch solche Bücher. Es gibt anscheinend ganz viele, die genau meinen Geschmack haben, und in meinem Alter sind. Darum heißt das Genre neuerdings ja auch „All Age“ (lacht).

Hast Du ein Gefühl dafür, welche Gruppe beim Signieren auf der Messe mehr vertreten ist? Gerade beim Signieren sind es mehr Ältere. Die haben aber vielleicht auch eher die Chance auf eine Buchmesse zu gehen, als die Jugendlichen, für die das Buch gedacht ist. Weil sie nicht auf den Messen sind, heißt das aber nicht, dass die das nicht lesen.

Gab es für Heliopolis oder die Schicksalsbücher eigentlich eine besondere Vorbereitung oder Recherche? Heliopolis war sehr viel Recherche, weil ich ja die gesamte Menschheitsgeschichte verändert habe. Dafür brauchte ich die ganzen Bezugspunkte. Bei Schicksalsbringer und Schicksalsjäger habe ich vor allem zu den Orten recherchiert., vor allem zu Seattle, wo die Bücher spielen. Dafür habe ich dann mit einer Freundin gesprochen die dort gewohnt hat und mich mit dem amerikanischen Schulsystem beschäftigt. Das kam mir dann auch bei Heliopolis zu Gute.

Warst Du schon mal in Ägypten? Jedes Jahr! Seit sieben Jahren oder so. Ich war auch dieses Jahr schon da.

Was ich mich beim Lesen manchmal gefragt habe: Wo und wann spielt Heliopolis eigentlich genau? Naja, das spielt im Hier und Jetzt. Also rein theoretisch. Ich habe die Jahreszahl weggelassen, aber das Buch endet am 30. Juni 2018. Meine Prämisse ist, dass damals welche von der Erde geflohen sind, nachdem sie die Sintflut ausgelöst hatten. Die haben erst einen neuen Planeten besiedelt und dann, von dort aus, auch immer wieder neu die Erde. Die Geschichte spielt im Jetzt, hat aber die heliopolitanische Zeitangabe.

IMG_4409
Viele Symbole: Jedes der Häuser von „Heliopolis“ hat ein eigenes Zeichen. Vier davon sind hier auf dem Bild  zu sehen. Im Alter von 16 Jahren erfährt jedes Mädchen und jeder Junge, zu welchem Haus sie oder er gehört. Die Angehörigen der Häuser haben spezifische magische Fähigkeiten.

Das heißt, die sind wirklich auf einem anderen Planeten? Ja, aber es geht ja nicht um Raumschiffe oder so, sondern um eine andere Welt. Die Protagonisten reisen zwar einmal mit einem Raumschiff hin- und her, aber das fällt nicht weiter auf. Es ist kein Sci-Fi, deswegen steht das auch nicht so explizit drauf. Denn wenn man „fremder Planet“ und „Raumschiff“ drauf schreibt, dann denken viele, dass das ein Science-Fiction-Buch ist. Und das ist es ja nicht.

Das System von Heliopolis ist ja echt komplex. Wie lange hat das gedauert, das zu entwickeln und wie hast Du den Überblick behalten? Mit ganz, ganz vielen Kärtchen und Notizen… (lacht). Und entwickelt hat es sich praktisch von selbst. Die Neunheit von Heliopolis, das sind meine Häuser. Die Atum ist das Raumschiff, mit dem sie damals von der Erde geflohen sind. Das ist wie in Griechenland der Olymp und die Olympischen Zwölf. Und die griechischen Untergötter, das sind meine Häuser. Um die Übersicht zu behalten, habe ich mir am Anfang einen Plan gemacht. Da hatte ich mir die Häuser, die zugehörigen Zeichen und welche Fähigkeiten die Angehörigen jedes Hauses haben. Irgendwann brauchte ich den Plan dann nicht mehr, weil ich alles auswendig wusste.

Und Du hast Dir ja auch ein ganzes politisches System ausgedacht… Ja, so was entwickelt sich dann beim Schreiben, wenn man die Probleme sucht. Denn die Protagonisten brauchen Probleme, sonst wäre es ja langweilig.

Akasha muss sich zwischen zwei Jungen entschieden: Dante und Riaz. Wen würdest Du nehmen? (Lacht) Ich bin Team Dante! Er hat sich während des Schreibens wirklich in mein Herz geschlichen. Und in Band zwei erst recht. Ich wette, am Ende sind alle, die das Buch lesen, im Team Dante (lacht).

IMG_5493
Zwei der Hauptfiguren: Akasha und Dante als Lesezeichen von Neverfadesbookmark (Foto: Stefanie Hasse)

Hast Du ein Lieblingshaus? Also ich habe den Test auch gemacht und gehöre zu Haus Seth. Wie so viele (lacht). Und das passt ganz gut, weil da ist ja auch Dante (lacht noch mehr). Haus Nut mag ich auch richtig gerne, weil deren Mitglieder Dinge erschaffen können. Das finde ich toll. Aber Seth hat meine größte Sympathie. Wenn die sich nicht abschotten, dann projizieren sie ihre Emotionen auf andere und dann wissen die anderen sofort, was die fühlen. Das ist ja echt blöd. Die manipulierende Seite, die negative Seite, ist ja nie so schlimm.

IMG_4382
Kleiner Schock beim Interview: Mehr als zwei Bände wird es von „Heliopolis“ nicht geben 😱 😢

Wie viele Bände sind von Heliopolis eigentlich geplant? Jetzt kommt bald die zweite Lektoratsrunde für den zweiten Band. Damit ist der so gut wie fertig. Er erscheint im Januar – und das war’s.

Was??? Echt?? Gibt es nicht doch eine Chance auf einen dritten Band? Nein, für mich ist Heliopolis abgeschlossen und ich liebe das Ende auch genau so wie es ist. Wenn ich alles, was ich mir sonst noch so gedacht hatte, auch wirklich geschrieben hätte, dann wäre es dermaßen kitschig geworden – das wäre wahrscheinlich sogar mir zu kitschig gewesen! So finde ich das viel schöner, denn man ahnt, was los ist. Ich nenne das mal ein „Hach-Ende“. Wenn man das liest, denkt man: „Hach!“ Das Ende sollte nachklingen. Hätte ich den Rest auch noch aufgeschrieben und aufgelöst, hätte es nicht so gewirkt.

Hast Du denn schon eine Idee für ein neues Buch? Ja, ich bin auch schon dran, aber das darf ich noch nicht erzählen.

Ist eigentlich eine Verfilmung von einem Deiner Bücher geplant? Leider nein. Das wäre natürlich schön, aber Fantasy wird nur ganz selten verfilmt.

Letzte Frage: Welches von Deinen Büchern magst Du am liebsten? Im Moment ist der zweite Band von Heliopolis mein Lieblingsbuch. Daran habe ich so intensiv gearbeitet… Und ich liebe die Wendepunkte, die es darin gibt!

Vielen Dank für das Gespräch! Und eine schöne Lesung!

Meine Rezensionen:

Heliopolis – Magie aus ewigem Sand

Schicksalsjäger – Ich bin Deine Bestimmung

Schicksalsbringer – Ich bin Deine Bestimmung

IMG_4410
Persönliche Widmung: Nach dem Interview signierte mir Stefanie Hasse noch ihre Bücher