Die 11. Humboldt-Literaturtage

Vom 19. bis 23. November fanden an meinem Gymnasium die jährlichen Humboldt Literaturtage statt. Dann kommen verschiedene Autorinnen und Autoren an die Schule, lesen vor jeweils zwei Klassen eines Jahrgangs aus ihrem Buch und beantworten Fragen. In diesem Jahr waren Ingo Schulze, Mikael Ross, Daniel Höra, Deniz Selek, Martina Wildner, Mario Fesler, Jochen Voit, Burkhard Spinnen, Tillie Walden und Holly-Jane Rahlens bei uns.

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Inzwischen hat sich an der Schule herumgesprochen, dass ich Buchbloggerin bin und der Lehrer, der die Literaturtage organisiert, hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, zwei Lesungen zu moderieren. Ich hatte so etwas noch nie gemacht, aber ich dachte mir: Warum nicht? Ein bisschen aufgeregt war ich schon, zumal ich die eine Veranstaltung komplett alleine moderieren sollte, noch dazu vor zwei 7. Klassen, die ich gar nicht oder nur kaum kannte. Die zweite Veranstaltung war zusammen mit einer Kulturmanagerin und fand vor meiner eigenen und einer weiteren Klasse statt.

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Am Mittwoch las Martina Wildner bei uns. Die Autorin (Jahrgang 1968) stammt ursprünglich aus Bayern, lebt aber schon seit vielen Jahren in Berlin. Sie hat Islamwissenschaften und Grafik-Design studiert und bislang 13 Kinder- und Jugendbücher veröffentlich. Zwei ihrer Bücher wurden mit wichtigen Preisen ausgezeichnet. Für „Königin des Sprungturms“ erhielt sie 2014 den Deutschen Jugendliteraturpreis, mit dem herausragende Werke der Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet werden. Bei den Humboldt-Literaturtagen las sie aus „Jede Menge

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Sternschnuppen“, für das sie 2003 den Peter-Härtling-Preis der Stadt Weinheim erhalten hat. In dem Buch geht es um den 13jährigen Viktor. Er bekommt zu seinem Geburtstag ein Tagebuch geschenkt und notiert darin, was er tut und denkt. Eines Tages lernt er im Schwimmbad das Mädchen Deborah kennen, die ihn mit einem Köpfer vom Zehnmeterbrett beeindruckt. Die beiden freunden sich an. Gleichzeitig gehen in dem Haus, in dem Viktor wohnt, seltsame Dinge vor sich. Der Hund des Nachbarn stirbt, eine andere Frau zieht aus und Viktor bekommt bedrohliche Briefe. Gemeinsam mit Deborah versucht er herauszufinden, wer dahinter steckt…

Obwohl das Buch sehr ernst klingt, ist es sehr lustig geschrieben und Martina Wildner hat auch echt unterhaltsam daraus vorgelesen. Danach hat sie verraten, dass sie im Schwimmbad selbst öfter mal vom Zehner springt und gerne aus der Perspektive von Jungs schreibt, weil sie das Gefühl hat, dass ihre Texte dann witziger sind. Mitte Februar erscheint ihr neues Buch, es heißt: „Dieser verfluchte Baum“.

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Am Donnerstag las dann Mario Fesler. Der Autor wurde 1978 in Mannheim geboren und wuchs in Hessen auf. Er studierte in Erlangen und Berlin Theaterwissenschaften und Neuere Deutsche Literatur. „Lizzy Carbon und der Club der Verlierer“ war seine erste Buchveröffentlichung. 2017 erhielt er dafür ebenfalls den Deutschen Jugendliteraturpreis. Inzwischen gibt es drei Lizzy-Bänden. Der zweite Teil heißt „Lizzy Carbon und die Wunder der Liebe“. Im Juli 2018 erschien mit „Lizzy Carbon und die Qual der Wahl“ der dritte (und letzte) Band. Eine Rezension von mir findet Ihr hier. Bei den Humboldt Literaturtagen las Mario Fesler aus dem ersten Band.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Mädchen Lizzy. Sie ist 13 Jahre alt und von ihrem Leben total genervt. Ihr Körper macht was er will, ihre Eltern benehmen sich peinlich und ihr älterer Bruder Max hält sich für den Größten. In der Schule ist es auch nicht besser, denn da ist sie, zusammen mit ihrer Freundin Chrissy, eine totale Außenseiterin. Und dann steht auch noch das Schulfest an und Lizzy soll dafür eine Projektgruppe leiten, die aus lauter Freaks besteht. Lizzy hat zuerst keine Lust, da mitzumachen. Doch dann ändert sie ihre Meinung… Das Buch ist sehr lustig und macht gleichzeitig Mut. Man soll sich nicht unterkriegen lassen und versuchen, seine Ziele zu erreichen – so könnte man seine Botschaft vielleicht zusammenfassen.

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Mario Fesler erntete bei seiner Lesung viele Lacher und beantwortete danach etliche Fragen. Eine Frage, die auch mich brennend interessierte, war, warum er als Mann aus Sicht eines Mädchens schreibt. Er antwortete, dass er als Junge mit vielen Mädchen befreundet war, deswegen sei ihm deren Sicht vertraut. Außerdem hätte er die Geschichte aus Perspektive eines Jungen langweilig gefunden…

In meinen Interviews frage ich die AutorInnen immer, was sie machen, wenn sie beim Schreiben mal nicht weiterwissen. Die klassische Antwort: „Dann gehe ich spazieren.“ Mario Fesler dagegen so: „Dann spiele ich eine Runde Playstation…“ 😂

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Das Moderieren war für mich eine echt nette Erfahrung. Als ich allein verantwortlich war, hat es mir sogar noch mehr Spaß gemacht, weil ich mit der Autorin den Ablauf der Lesung selbst absprechen konnte. Dafür hat die Kulturmanagerin bei der zweiten Veranstaltung sehr nett meinen Blog (und mich) vorgestellt.

Nicht zu unterschätzen ist der Aufwand… Das Buch von Martina Wildner

kannte ich noch nicht, darum habe ich es vorher noch schnell gelesen, und ich musste mir für beide Veranstaltungen überlegen, was ich sagen und welche Fragen ich stellen wollte. Und das in einer Woche, in der in der Schule (mal wieder) ganz viele Tests, Arbeiten und Referate anstanden. Aber: Das war es wert! Ich würde es auf jeden Fall wieder machen und freue mich schon auf die Humboldt Literaturtage 2019. Und auf Martina Wildner und Mario Fesler, die ich beide schon bald für ausführlichere Interviews wieder treffen werde…

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