„Lesen rettete mein Leben“

James Trevino postet bei Instagram regelmäßig spektakuläre Fotos mit Büchern und ist einer der erfolgreichsten Bookstagramer weltweit. Seinem Account @james_trevino folgen bereits mehr als 230 000 Menschen. Als James im Oktober 2019 zu ersten mal auf der Frankfurter Buchmesse zu Gast war, konnte ich ihn zu einem Interview treffen. Er hatte nicht viel Zeit, weil er danach eine Rede halten musste, aber es war trotzdem MEGA! James ist echt ein interessanter und lustiger Gesprächspartner. Wir redeten unter anderem über seine Anfänge bei Insta; darüber, wie er arbeitet und Ideen findet – und natürlich über das Lesen… Viel Spaß! 

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Der Fotokünstler und Bookstagramer James Trevino ist 25 Jahre alt und lebt in Rumäniens Hauptstadt Bukarest. Seinen Instagramaccount hat er seit 2016. „James Trevino“ ist ein Künstlername.

 

 

Hey James! Hey Mirai! Darf ich Dich was fragen? Na, klar… Ich habe erst so richtig angefangen zu lesen, als ich schon 13 war, also in Deinem Alter. Wann hast Du eigentlich angefangen zu lesen? Ich konnte es mit fünf Jahren. So mit sieben habe ich dann angefangen, richtig viel zu lesen. Oh my god. That’s amazing! Was für eine tolle Erziehung. Wahnsinn! Tolle Eltern (lacht).

Danke, James… Was ich Dich fragen wollte: Wann hast Du eigentlich mit Instagram angefangen? Das war 2016 und es war ein totaler Zufall. Weißt Du, ich habe zunächst gar nicht über Bücher gepostet. Ich hatte einen ganz normalen persönlichen Account und dann entwickelte sich das ganz zufällig, totally by accident.

Wie das? Naja, ich beschloss eines Tages, etwas über ein Buch zu posten, das ich gerade las. Da entdeckte ich, dass es bei Instagram eine ganze Community zum Thema Bücher gibt – Bookstagram. Und weil ich das Lesen so liebe, fing ich an, mehr und mehr über Bücher zu posten. Ja, so kam das, wie gesagt, das war echt Zufall…

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Du hast inzwischen mehr als 230 Tausend Follower. Hättest Du Dir je träumen lassen, dass Du mit Deinen Bildern mal so viele Leute erreichen würdest? Come on, Du weißt so gut wie ich, dass Bücher nicht gerade die beliebteste Sache sind, die es gibt. Leider! Ich finde, sie sollten es sein. Habe ich jemals gedacht, dass mir mal 230 000 Menschen folgen würden, wenn ich Fotos von Büchern poste? Nooooo! Bin ich happy, dass es so ist? YESSS!!! Nein, ich hätte es nicht erwartet, nie! (lacht)

Ich wundere mich nicht, dass Dir so viele folgen. Ich liebe Deinen Account und deine Fotos. Es sieht alles so mega professionell aus. Oh, Dankeschön, danke. Das ist wirklich ein nettes Kompliment (strahlendes Lächeln).

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Ist Instagram für Dich eigentlich noch ein Hobby – oder ist es ein Job? Beides. Bis vor einem Jahr ungefähr war es mein größtes Hobby. Dann fing ich an, mit einigen Firmen zusammenzuarbeiten und es wurde zu einem Job. The best Job ever! Ich kann den ganzen Tag machen, was ich will. Das ist perfekt (lacht).

Arbeitest Du alleine oder hast Du ein Team? Nein, ich habe kein Team, aber ich habe meine beste Freundin Elizabeth (RED.: Elizabeth Sagan hat bei Instagram ebenfalls einen sehr erfolgreichen Account – @elizabeth_sagan – dem knapp 150 000 Menschen folgen. Einige Bilder sind unten zu sehen). Wir machen gegenseitig die Fotos und bearbeiten sie danach gemeinsam.

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Wie läuft der Prozess genau ab? Wir fangen in der Regel damit an, das Bild, das wir machen möchten, auf Papier zu skizzieren. Dann bereiten wir die Szene vor, machen die Fotos. Und dann kommt noch das Editing, das heißt, wir bearbeiten die Bilder anschließend noch digital.

Wie lange dauert es, bis ein Foto soweit fertig ist, dass Du es posten willst? Das ist ganz unterschiedlich. Ich würde sagen, es fängt bei zwei Stunden an, für ganz einfache Shots. Es kann aber auch sechs, sieben oder acht Stunden dauern, bei den komplizierten Sachen. Manche der Bilder, die ich poste, bestehen aus mehreren Fotos. Die müssen wir dann einzeln aufnehmen, anschließend zusammensetzen – und dann das Ergebnis bearbeiten bis alles passt. Das dauert…

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Wow, das klingt ja nach viel Arbeit! Das stimmt, das ist es auch. Aber wenn dann ein cooles Bild dabei herauskommt, das die Menschen mögen, dann ist es den Aufwand wert. Wenn die Leute ein Bild von mir lieben, dann fühlt sich das einfach großartig an.

Welche Apps benutzt Du? Also wenn ich verschiedene Fotos zu einem einzigen Bild zusammenfügen will, dann nehme ich Photoshop. Das ist die App, die ich hauptsächlich nutze, wenn es um mehr geht als einfach darum, die Farben eines Fotos zu verändern. Ansonsten arbeite ich sehr viel mit Snap Seed und Adobe Lightroom. Ich finde, das sind die besten Apps zur Fotobearbeitung. Und Du würdest nicht glauben, wie viel ich meine Bilder bearbeite, wie viel ich daran verändere… Wenn ich sie gemacht habe, sehen sie erst mal so schlecht aus (lacht), sooooo schlecht (lacht noch mehr). Und dann nimmst Du die App und – huuuups… saved (lacht).

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Wie cool! Nutzt du zum Bearbeiten immer einen Computer? Das kommt drauf an. Wenn ich Photoshop brauche, nehme ich den Computer. Wenn es nur um Farben oder Licht geht, reicht das Handy. Das ist so einfach…

Wie kommst Du auf die Ideen für Deine Motive? Ganz einfach: Ich gucke Zeichentrickfilme. Schon als ich ganz klein war, war ich verrückt danach. Und bin es eigentlich immer noch (lacht). An manchen Tagen sitzen Elizabeth und ich auf der Couch und denken: Was wird das nächste Bild? Wir haben keine Idee. Und dann schauen wir uns einen Zeichentrickfilm an und schon geht’s los. Das funktioniert bei mir immer. Filme, Bücher, Comics, Mangas, es gibt so vieles, was einen inspirieren kann.

Wie viele Bücher hast Du? Du meinst als Print? Ich denke so ungefähr 1400. Und Du? Ich weiß es gar nicht so genau. So einige Hundert schätze ich. Pass auf, wenn Du in meinem Alter bist, hast Du bestimmt viel mehr als ich jetzt, weil Du viel früher angefangen hast zu lesen!

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Ja, das kann sein. Was fasziniert Dich an Büchern und am Lesen? Ich finde, das Leben ist langweilig, wenn es da nichts gibt, was einen mal rausholt. Manchmal muss man dem Alltag einfach entfliehen. Manchmal hast du einen schlechten Tag und dann brauchst Du etwas, das dir hilft, dich wieder besser zu fühlen. Bücher sind dafür super. Ich kann sagen: Lesen hat mein Leben in vielerlei Weise gerettet.

Findest Du überhaupt noch Zeit, zu lesen? Das ist die einzige Sache, die echt schade ist: Ich komme leider nicht mehr so viel zum Lesen wie früher. Bevor ich meinen Bookstagram-Account hatte, habe ich bestimmt 100 bis 150 Bücher im Jahr gelesen. Dafür fehlt mir jetzt die Zeit. Ich schaffe nur noch so 70 bis 80, schätze ich. Ich versuche, so viel wie möglich zu lesen, aber das klappt nicht immer.

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Was magst Du mehr – das Lesen oder das Erschaffen von Bilder? Oh, ich liebe das Lesen so sehr. Ohne das würde es den Account und das alles nicht geben.  Und weißt Du, es gibt Bereiche bei Instagram, da kannst Du mit viel einfacheren Bildern locker viel mehr Follower erreichen.

Wie alt bist Du eigentlich und wo lebst Du? Ich bin 25 Jahre alt und lebe in Rumänien – was viele Leute überrascht. Oh, mich auch… Ich dachte, Du wohnst in Schottland oder in England…? Ja, das denken komischerweise viele Leute. Manche glauben auch, dass ich in den USA lebe. Das ist seltsam, denn ich habe selbst nie so etwas gesagt. Weird… (lacht)

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James Trevino und Elizabeth Sagan sind nicht nur best friends, sondern arbeiten auch zusammen. Manchmal posten sie auch Bilder, auf denen sie gemeinsam zu sehen sind. Foto: James Trevino

Vielleicht kommt das auch durch Deinen Namen. Ist James Dein richtiger Name?Nein, das ist ein Künstlername. Meine wirkliche Identität ist geheim…

Was ist Dein liebster Bookstagramaccount? Mein liebster…? Oh my god! I don’t know, I don’t know (wirft die Arme theatralisch zur Decke). Es gibt doch so viele…(denkt nach). Ok, die einzige Antwort, die ich hier geben kann ist – Elizabeth. (Senkt die Stimme) Ansonsten würde sie mich umbringen. (Wieder lauter) Es ist Elizabeth! Elizabeth! Elizabeth! (lacht).

 

Hast Du Dir die Skills zum Bearbeiten der Bilder eigentlich selbst beigebracht oder hast Du eine Ausbildung gemacht? Nein, das war learning by doing. Weißt Du, mein erstes Bild war ganz schlicht. Ich habe einfach ein Buch fotografiert, das war’s. Und ich wusste noch nicht mal wie man richtig fotografiert (lacht). Du muss einfach viel dran arbeiten und immer dazu lernen. Dann wirst Du immer besser. Ich habe mir übrigens deinen Feed angeschaut. Ich mag es, wie Du Bücher und Lifestyle und Deine Persönlichkeit miteinander kombinierst. Wenn ich noch mal zurückgehen und meinen Feed neu starten könnte, dann würde ich es genauso machen. Dann würde ich auch mehr Lifestyle und Persönlichkeit hinein geben.

Wow, was für ein Kompliment. Vielen Dank dafür – und für das Interview!

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