Ich habe mich mega gefreut, dass ich Sonja Kaibinger auf der Frankfurter Buchmesse interviewen durfte. Der Termin hatte sich kurzfristig ergeben. Ich hatte Sonja vorher schon öfter auf Lesungen getroffen und bin ein großer Fan ihrer Bücher. Bevor die Österreicherin anfing, Bücher zu schreiben, hatte sie viele Jobs: Sie war zu Beispiel Museumsführerin, Nachtwächterin, Lehrerin, Schauspielerin, Werbetexterin und Eisverkäuferin. Inzwischen kann sie sich zum Glück aufs Schreiben konzentrieren: Ihre bei Loewe erschienene Reihe „Scary Harry“ wurde bereits in acht Sprachen übersetzt und für den ersten Band erhielt sie 2014 den „Leipziger Lesekompass“. Derzeit werden die Geschichten über den Sensenmann verfilmt. Bei Dressler hat die 33-Jährige zwei Jugendbücher veröffentlicht: „Auf den ersten Blick verzaubert“ und „Auf den zweiten Kuss verwechselt“. Sonja Kaiblinger lebt in Wien.
Hallo Sonja, was schreibst Du eigentlich lieber: Kinder- oder Jugendbücher? Ich mag beides. Aber ich muss gestehen, dass ich Jugendbücher fast ein bisschen lieber schreibe…
Warum? Weil es schon ein anderes Erzählen ist – fast so, als würde man für Erwachsene schreiben. Außerdem finde ich die Themen im Jugendbuch sehr spannend. So ab 11, 12 Jahren ist das doch eine irrsinnig interessante Zeit im Leben eines Menschen, in der sehr viele Dinge passieren. Als Autorin kann ich mit den Geschichten noch viel mehr machen, als beim Kinderbuch. Andererseits mag ich es auch, Kinderbücher zu schreiben. Vor allem die Scary Harry-Reihe, die ist ja sehr fantastisch und wieder etwas ganz anderes als ein Jugendbuch. Für mich ist es eine gute Mischung. Mal schreibe ich das, dann wieder das – da wird mir nie langweilig.
Wieso bist Du eigentlich bei verschiedenen Verlagen, bei Loewe und bei Dressler? Bei Loewe schreibe ich alle meine Kinderbücher und bei Dressler schreibe ich alle Jugendbücher.
Wann hast Du angefangen zu schreiben? Ich habe 2012 begonnen, da war ich 26 Jahre alt. Für mich war das zu Beginn erst mal nur ein Hobby. Ich wollte schauen, wie mir das gefällt, ob das vielleicht ein Job für mich ist, ob ich das überhaupt kann. Ich habe dann relativ bald Scary Harry veröffentlicht und das hat gut funktioniert. Das Buch hat schnell viele Leser gefunden. Das war irrsinnig toll für mich. Und dann habe ich beschlossen, dass ich das weitermachen wollte. Ich könnte mir momentan keinen schöneren Job vorstellen.
Was war Dein erstes Buch? Das war ein Jugendroman. Den gibt’s auch noch bei Loewe. Er heißt Kuhfladenwalzer, spielt auf einer Alm und ist sehr lustig.
Wie kam es zu der ersten Veröffentlichung? Ich habe einige Jahre darauf gewartet, einen Verlagsvertrag zu bekommen. Und dann habe ich, mehr zufällig, beim Loewe-Verlag den Einstieg gefunden.
Wo bist Du eigentlich bekannter? In Deutschland oder in Österreich? Ich glaube, das ist ziemlich gleich. In Deutschland habe ich viele Leser, in Österreich auch. Und hier und da bin ich sogar in der Schweiz zu Lesungen (lacht).
Bist Du oft in Deutschland? Ja, ich bin sicherlich 10 bis 20 Mal im Jahr in Deutschland. Ich besuche Schulen und Buchhandlungen oder meine Verlage. Je nachdem, was zu tun ist.
Warum erscheinen Deine Bücher bei deutschen Verlagen? Naja, es gibt in Österreich gar nicht viele Kinder- und Jugendbuchverlage. Es gibt nur ein paar kleine. Die großen deutschsprachigen Verlage sind alle in Deutschland. Außerdem war eine meiner besten Freundinnen damals Lektorin beim Loewe-Verlag. Die Idee war, mit ihr zusammen ein Buch zu machen. Sie hat mich dann auch bei Loewe betreut und Scary Harry mit mir erfunden. Inzwischen arbeitet sie bei einem anderen Verlag.
Mit welcher Deiner Figuren kannst Du Dich am besten identifizieren? Das könnte auch eine Nebenfigur sein, wie zum Beispiel Emily aus „Scary Harry“… Mit Emily natürlich, die mag ich super gerne, weil das ein echt taffes Mädel ist, das auch total mutig ist. Aber ich mag auch Ophelia aus der „Verzaubert“-Reihe richtig gerne. Sie ist auf den ersten Blick ein bisschen unscheinbar, aber sie schlägt sich ziemlich tapfer bei dem ganzen Chaos, das sie da durchmacht.
Das finde ich auch. Wie kommst Du eigentlich auf die Ideen zu den lustigen Szenen in Scary Harry? (Lacht) Bei Scary Harry gibt es viele schräge Ideen und vieles davon ist sogar aus dem echten Leben. Zum Beispiel das Haus, in dem Otto und Tante Sharon wohnen: Das ist so ähnlich wie das Haus meiner Mama. Die hat nämlich ein ganz altes Haus und da gibt es auch sehr viel… naja… knarzende Fußböden. Und so Fenster, die einfach zufallen. Als Kind habe ich mich da oft ein bisschen gegruselt.
Bist Du dadurch auf die Idee zu Scary Harry gekommen? Ja, weil ich in diesem alten Haus meiner Mutter aufgewachsen bin. Das ist wie gesagt ein bisschen so wie Tante Sharons alte Villa. Da gab es sogar so eine alte Pendeluhr, wie es sie auch im Buch gibt. So ist mir die Geschichte dann eingefallen.
Wie viel steckt von Dir selbst in den Geschichten? Ich würde sagen, da ist schon viel von mir drin. Vor allem in den Figuren.
Scary Harry ist ja eine Gruselreihe. Magst Du eigentlich gerne Gruselfilme gucken? Oh ja, ich gucke gerne Gruselfilme! Aber meistens grusele ich mich dann so sehr, dass ich irgendwann abdrehen muss oder mit geschlossenen Augen vor dem Fernseher sitze, weil ich so Angst habe. Am liebsten mag ich Gruselfilme, wenn sie nicht zu gruselig sind.
Wie viele Bände soll es von Scary Harry noch geben? Also, vielleicht schaffe ich ja noch die zehn. Der achte Band kommt nächstes Jahr. Und dann noch zwei, dann hätten wir zehn. Das wäre doch eine runde Zahl… (lacht)
Hast Du auch schon Ideen für ein neues Projekt? Ja, ich habe schon ein neues Projekt. Das ist ein Buch für etwas kleinere Kinder, so ab etwa sechs Jahren. Das wird auch etwas gruseliges sein und es wird nächstes Jahr bei Loewe erscheinen.
Willst Du eigentlich auch mal ein Buch für Erwachsene schreiben? Das habe ich tatsächlich vor. So eine ganz konkrete Idee habe ich zwar im Moment noch nicht, aber das kommt bestimmt irgendwann.
Was gefällt Dir am meisten am Schreiben? Beim Schreiben kann ich mich in eine ganz andere Welt beamen und den Alltag ein Weilchen vergessen. Das liebe ich daran.
Ich schreibe auch gerne Geschichten. Kannst Du mir einen Tipp geben? Oh, Du schreibst auch gerne Geschichten? Ich würde sagen, der beste Weg zum Schreiben ist selbst viel zu lesen und auch unterschiedliche Sachen zu lesen. Dann wird der eigene Schreibstil immer besser.
Wo schreibst Du und wann? Ich schreibe bei mir Zuhause in meinem Schreibzimmer. Da habe ich ganz viele Bücher um mich herum und da kann ich die Tür zumachen, wenn ich mal Ruhe haben möchte.
Was liest Du selbst gerne für Bücher? Am liebsten lese ich lustige Bücher. Das kann ein Kinderbuch sein oder für Erwachsene oder für Jugendliche. Wenn ich lachen kann, habe ich einfach den größten Spaß beim Lesen!“
Was machst Du gerne, wenn Du nicht schreibst oder liest? Ich gehe total gerne auf Reisen, denn ich liebe es, fremde Länder zu entdecken. Außerdem bin ich eine begeisterte Schwimmerin. Im Sommer findet man mich quasi nur im Wasser (lacht). Und ich mag Tiere sehr gerne. Ich kümmere mich oft um den Kater meiner Mutter. Der heißt Giovanni und ist schon ziemlich alt. Giovanni möchte am liebsten, dass man sich den ganzen Tag lang mit ihm beschäftigt, mit ihm spielt, ihn streichelt. In meiner Chloé-Reihe kommt Giovanni übrigens auch vor.
Cool! Vielen Dank für das Gespräch!
Hier findet Ihr Links zu meinen Rezensionen von Sonjas Büchern
Scary Harry – Knochengrüße aus Russland
Scary Harry – Hals- und Knochenbruch
Auf den ersten Blick verzaubert
Und hier kommen noch mehr Fotos:
Lass mal lesen! 