„Eine Schreibblockade hatte ich noch nie!“

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Ich bin ein großer Fan von Sabine Städing und ihren Büchern. Darum war es auch total super, dass ich die Autorin auf der Leipziger Buchmesse 2018 zu einem exklusiven Interview treffen konnte. Dabei habe ich vieles über ihre Arbeit als Schriftstellerin erfahren – und einige Neuigkeiten zu Petronella Apfelmus und Johnny Sinclair. Aber lest selbst…

Frau Städing, wo schreiben Sie eigentlich Ihre Geschichten?

Meistens schreibe ich zu Hause auf dem Dachboden. Da ist es sehr gemütlich, vor allem wenn der Regen aufs Dach prasselt.

Und wann schreiben Sie am liebsten?

Am besten kann ich morgens schreiben. Ich steige schon ganz früh da hoch und schreibe ein paar Stunden am Stück. Mittags mache ich eine Pause und arbeite dann so ab 15:00 Uhr noch mal für ein oder zwei Stunden weiter.

Stimmt es, dass Sie alles erst mal mit der Hand aufschreiben?

Ja. Später übertrage ich die Geschichte dann in den PC und überarbeite sie das erste Mal. Bevor ich sie dem Verlag schicke, überarbeite ich sie ein zweites Mal und lese mir die einzelnen Sätze laut vor. So höre ich gleich, wie die Geschichte klingt.

 Wie kommen Sie auf Ihre Ideen?

Das ist sehr unterschiedlich. Die besten Ideen kommen mir ganz früh morgens, direkt nach dem Aufwachen. Da ist der Geist noch weit und frei. Und wenn ich mal gar nicht weiter weiß, hilft oft ein Spaziergang.

Und wenn Ihnen dann immer noch nichts einfällt? Gehen Sie dann dreimal spazieren?

(Lacht) Nee, dann mach ich einfach eine Pause. Meistens ist es aber so, dass mir das Schreiben sehr leicht fällt. Eine richtige Schreibblockade hatte ich noch nie. Es kommt allerdings manchmal vor, dass es beim Schreiben nicht so fließt, wie ich es mir wünsche. Dann mache ich die besagte Pause – und dann geht’s wieder!

Wer darf die fertigen Geschichten als erstes lesen?

Meine Tochter. Ihr gebe ich den Text, bevor ich ihn an den Verlag schicke. Und sie guckt dann schon mal ob alles stimmig ist, ob ich vielleicht was verwechselt oder vergessen habe. Das eigentliche Lektorat wird dann im Verlag gemacht. Da wird dann noch mal drüber geguckt und es werden all die Kommafehler ausgemerzt, die ich da reingehämmert habe.

Manche Leute mögen ihre eigenen Geschichten später gar nicht mehr lesen. Wie ist das bei Ihnen?

Ich lese meine Geschichte nach dem Lektorat mindestens noch zweimal. Das fertige Buch lese ich dann aber nicht mehr. Da hätte ich Angst, dass ich einen Druckfehler entdecke, den man nicht mehr rausnehmen kann. Und das würde mich ärgern.

Mit welchem Alter haben Sie angefangen zu schreiben?

Ich habe schon immer gerne Geschichten erzählt. Als ich noch ganz klein war und noch nicht richtig schreiben konnte, gab es ein Spiel, das ich sehr gerne mit meinen Freunden gespielt habe: Wir haben einen Ball an die Wand geworfen und dabei Geschichten erzählt. Immer wenn der Ball heruntergefallen ist, war der nächste dran mit seiner Geschichte. Das hat mir großen Spaß gemacht. Später habe ich dann angefangen, kleine Geschichten zu schreiben.

Und wann haben Sie das Schreiben zum Beruf gemacht?

Richtig ernsthaft ging es bei mir mit dem Schreiben erst los, als ich selbst schon Kinder hatte. Da sind wir beim Vorlesen ein paar Mal an ganz blöde Bücher geraten und da habe ich mir gedacht, ach nee, da guckst Du mal, ob Du das nicht selber kannst und vielleicht sogar ein bisschen besser. Und das war dann der Startschuss für mein erstes Buch.

Ging es darin auch schon um Hexen?

Ja, das erste Buch war ein Hexengeschichte. „Magnolia Steel“ musste einfach eine Hexengeschichte werden, denn ich bin in einem Teil von Hamburg aufgewachsen, der noch ein ganz wildes Moor hatte. Da sind wir als Kinder immer hingegangen und haben nach Spuren von Hexen und Kobolden gesucht. Meistens sind wir fündig geworden…

Ihre Bücher handeln von Hexen, Kobolden und Geistern. Was fasziniert sie an diesem Thema?

Naja, das hat zum einen mit in meiner Kindheit und unseren Spielen im Moor zu tun, an die ich sehr positive Erinnerungen habe. Zum anderen mag ich einfach das Bild der Hexe als weiser Frau. Einer Frau, die heilen kann und sich in der Kräuterkunde bestens auskennt. Dazu ein Schuss Magie… Das finde ich spannend.

So richtig böse Hexen gibt es Ihren Büchern ja nicht…

Das stimmt, aber ich schreibe ja auch für Kinder. Da fällt mir ein: Graf Raptus, der Schwarzmagier aus den „Magnolia Steel“-Bänden, der war eigentlich schon ganz schön böse, finde ich.

In Ihrer neuen Reihe „Johnny Sinclair“ geht es um Geister, sprechende Totenschädel und Voodoo-Priesterinnen. Wie kamen Sie darauf?

Es gibt eine sehr erfolgreiche Heftroman- und Hörspielreihe für Erwachsene, die „Geisterjäger John Sinclair“ heißt. Eines Tages kam der Verlag auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, etwas über einen jungen Geisterjäger zu schreiben. Die einzige Vorgabe war, dass er Johnny Sinclair heißen soll. Und das habe ich dann sehr gerne gemacht.

Also ist Johnny der erwachsene Sinclair als Kind?

Nein, Johnny Sinclair ist ein ganz eigenständiger Charakter. Er ist Schotte, wie sein großes Idol „John Sinclair“ und stammt genau wie der aus dem weitverzweigten Sinclair-Clan.

Die Reihe spielt in Schottland. Mussten Sie für das Buch dahin reisen?

Ich bin zum Glück schon vorher in Schottland gewesen. Die Gegend zu kennen und zu wissen wie die Schotten so leben, hat mir beim Schreiben sehr geholfen.

Wie kam es zu Ihrer ersten Buchveröffentlichung? Haben Sie das Manuskript im Internet veröffentlicht?

Nein, ich habe mir damals eine Literaturagentur gesucht. Diese Agenturen haben gute Kontakte zu den Verlagen und helfen Autoren einen passenden Verlag zu finden. Ich hatte großes Glück, denn es waren gleich mehrere Verlage an meinem Manuskript interessiert. Ich bin dann beim Boje Verlag gelandet und habe es bis heute nicht bereut.

Und wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der Illustratorin?

Wenn mein Manuskript fertig ist, geht es an die Illustratorin. Sie überlegt sich dann, wie die Szenen im Buch aussehen könnten. Für mich ist Sabine Büchner ein ganz großer Glücksfall. Als ich das erste Cover von „Petronella Apfelmus“ angucken sollte, war ich ziemlich nervös und hatte ein bisschen Angst, dass es mir nicht gefallen könnte. Aber sobald ich einen Blick darauf geworfen hatte, war alle Angst verflogen. Sabine Büchner hat Petronella ganz wunderbar getroffen!

Sie heißen ja auch beide Sabine mit Vornamen. Vielleicht ist da Magie im Spiel?

Das stimmt. Sabine und Sabine – das muss irgendwas bedeuten… (schmunzelt)

Warum gibt es eigentlich nur drei Bände von „Magnolia Steel“? Gingen Ihnen die Ideen aus?

Nein, die Reihe war von Anfang an auf drei Bände angelegt. Und als der dritte Band geschrieben war, kam auch gleich Petronella hinterher. Damit war ich dann sehr beschäftigt, denn es dauert ja eine ganze Weile, bis so ein Buch fertig ist.

In „Magnolia Steel“ wird Petronella Apfelmus kurz erwähnt. Gab es damals schon den Plan für eine weitere Reihe?

Nein, das war die Idee meiner Lektorin. Sie fand den Namen Petronella Apfelmus niedlich und fragte mich, ob ich nicht auch die Geschichte der kleinen Apfelhexe erzählen könnte. Naja, das war dann etwas völlig anderes, weil die Geschichten ja für deutlich jüngere Kinder sind. Ich habe mich also hingesetzt, mir kräftig Gedanken gemacht und dann war es eigentlich ganz leicht.

Wie viele Bände sind noch geplant?

Bei Petronella haben wir uns noch nicht festgelegt. Ich habe gerade das Manuskript vom sechsten Band beim Verlag abgegeben. Bei Johnny Sinclair fange ich jetzt an, den dritten Band zu schreiben. Einen vierten soll es auch noch geben. Und dann sehen wir weiter.

Hatten Sie schon mal eine Anfrage für eine Verfilmung?

Ja, die hat es tatsächlich gegeben. In ca. zwei Jahren kommt Petronella Apfelmus ins Kino. Aber davor ist eine Animationsserie im ZDF geplant. Ich freue mich schon sehr darauf und bin unheimlich gespannt, wie das dann alles aussehen wird.

Ich auch! Vielen Dank für das Gespräch!

Die Autorin:

Sabine Städing hatte ihren ersten großen Erfolg mit der Trilogie „Magnolia Steel“. Eine tolle Reihe, in der es um ein Mädchen geht, das herausfindet, dass sie eine Hexe ist. Bei „Petronella Apfelmus“ geht es um eine kleine Hexe, die im Garten einer alten Mühle wohnt und sich mit den Zwillingen Luis und Lea anfreundet. Die Petronella-Bücher sind für jüngere Kinder, aber ich lese sie trotzdem gerne, denn sie sind lustig und spannend, aber nie richtig gruselig. Die neueste Reihe von Sabine Städing heißt „Johnny Sinclair“, zwei Bände sind bereits erschienen. Weitere Infos zur Autorin auf www.sabinestaeding.de

Meine Rezensionen zu Johnny Sinclair:

Johnny Sinclair– Beruf Geisterjäger

Johnny Sinclair– Dicke Luft in der Gruft