„Zum Illustrieren braucht es Geschichten im Kopf“

Ein von ihr illustriertes Buch hat wohl jeder schon mal gelesen, in der Hand gehalten oder wenigstens gesehen, denn Claudia Carls hat die Cover von vielen aktuell erfolgreichen Kinderbuchreihen gestaltet, darunter „Die Duftapotheke“, „Woodwalkers“ und „Alea Aquarius“. Auch die Titel von einzelnen Büchern wie „Aventurine“ oder „Wind und der geheime Sommer“ hat sie gestaltet. Ihre Zeichnungen sind farbenfroh und stecken voller Details. Oft schaffen sie eine verwunschene oder geheimnisvolle Atmosphäre. Ich bin ein großer Fan von Claudias Illustrationen und habe mich sehr gefreut, dass ich sie in Hamburg zu einem Interview treffen durfte. Sie hat mich in ihre Wohnung in Alsternähe eingeladen, wo sie auch arbeitet. Claudia war mega nett und hat mir ganz viel gezeigt und erklärt, und auch so einiges über sich verraten. Aber – lest selbst…

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Hallo Claudia! Wenn ich mir die Liste der Kinder- und Jugendbücher angucke, die sich im Moment besonders gut verkaufen, dann fällt mir auf, dass viele davon von Dir illustriert wurden. Wie fühlt sich das für Dich an? Das ist natürlich total schön zu sehen, weil das ja auch Anerkennung für mich bedeutet. Wenn ich durch die Buchhandlungen gehe und die Bücher mit meinen Covern da alle so nebeneinander liegen sehe – das macht schon Spaß… (lacht)

Ja, echt cool. Bekommst Du denn jetzt ganz viele Anfragen von verschiedenen Verlagen? Ja, ich bekomme schon sehr viele Anfragen. Im Moment muss ich aber leider fast alles absagen, auch viele sehr schöne Projekte. Aber ich bin schon ziemlich weit in die Zukunft verplant. Da kommt in den nächsten Monaten eine ganze Menge Arbeit auf mich zu.

Wenn Du Zeit hast: Wonach wählst Du dann aus, welche Aufträge Du annimmst? Hast Du spezielle Kriterien? Nein, so ganz genaue Kriterien habe ich eigentlich nicht. Aber manchmal ist es so, dass ich eine Inhaltsangabe lese und denke: Das liegt mir total. Entweder, weil ich das Thema sehr spannend finde, oder weil ich schon ein paar Textpassagen lesen darf, und mir der Erzählstil einfach sehr gut gefällt. Ich mag Geschichten sehr gerne, die auch ein kleines bisschen verrückt oder fantastisch sind. Das heißt aber nicht, dass ich nur Geschichten illustriere, die mich von vornherein total ansprechen. Manche Themen oder Texte muss man auch erst einmal auf sich wirken lassen, bevor man den Zugang dazu findet.

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Claudia Carls illustriert Bilderbücher, Sachbücher und Kinder- und Jugendbücher. Sie wurde 1978 in Hamburg geboren und wuchs in einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein auf. Nach dem Abitur studierte sie Illustration und Kommunikationsdesign an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW). Claudia lebt in Hamburg.

Mir ist aufgefallen, dass die Namen der Illustratoren oft ein bisschen versteckt sind. Die stehen dann irgendwo drinnen, ganz klein, während die von den Autoren auf dem Cover stehen. Ärgerst Du Dich darüber manchmal? Nein eigentlich nicht. Ich denke, bei Romanen ist das völlig in Ordnung, weil die Geschichte den größten Teil des Projektes ausmacht. Bei Bilderbüchern stehen die Namen der Illustratoren vorne mit drauf, weil der Anteil der Bilder natürlich viel größer ist.

Aber andererseits sind die Cover doch auch bei Romanen total wichtig. Wenn ein Cover sehr schön aussieht, nehme ich das Buch eher in die Hand und entscheide mich dann vielleicht auch, es zu lesen. So trägt ein Cover doch wesentlich mit zum Erfolg eines Buches bei… Ja, das stimmt. Ich hoffe jedenfalls sehr, dass meine Cover dazu beitragen…

Wie viele Bücher hast Du eigentlich schon illustriert? Das weiß ich gar nicht so genau. Cover habe ich vielleicht 20 oder 25 gemacht. Da gibt es viele Kollegen, die in dem Bereich schon deutlich mehr veröffentlicht haben. Das liegt daran, dass ich nicht von Anfang an Kinder- und Jugendbücher illustriert  habe. Zuerst habe ich Bilderbücher gemacht und Sach- und Schulbücher illustriert. Im Moment illustriere ich vor allem Cover von Jugendbüchern. Da kommt insgesamt schon einiges an Büchern zusammen, an denen ich mitgearbeitet habe (lacht).

Und was ist von denen, die Du bisher illustriert hast, Dein Lieblingsbuch? Oh, das ist schwierig zu sagen, weil die Bücher alle sehr unterschiedlich sind – von den Themen und auch von der Art, wie die Autorinnen schreiben. Oft ist mein aktuelles Projekt auch immer ein bisschen mein neues Lieblingsprojekt, weil man so vertieft darin ist, wenn die Ideen sich gerade entwickeln. Aber mir machen zum Beispiel die Illustrationen zu den Büchern von Antonia Michaelis sehr viel Spaß, gerade die schwarz-weißen Zeichnungen für den Innenteil. Das waren bisher „Das Blaubeerhaus“ und „Wind und der geheime Sommer“.

Warum? Antonia Michaelis schreibt so, dass in meiner Vorstellung sofort ganz viele Bilder entstehen, da muss ich gar nicht lange nachdenken und nach Ideen suchen. Ich sehe beim Lesen alles schon vor mir, und die Sprache des Textes lässt sich sofort in Bilder übersetzen.

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Claudia Carls hat bisher zwei Bücher von Antonia Michaelis für Oetinger illustriert.

Illustrierst Du eigentlich auch Bücher für Erwachsene? Nein, eher nicht. Das liegt daran, dass nur wenige Bücher für Erwachsene illustriert werden. Und das Cover wird meistens auch nicht an Illustratoren gegeben, da wird eher eine Agentur beauftragt. Und die arbeiten oft mit Fotos…

Wie lange dauert es, bis Du so ein Cover fertig hast? Das ist unterschiedlich. Meistens dauert es von der ersten Anfrage oder dem ersten Briefing, das ich vom Verlag bekomme, bis zur Fertigstellung ein paar Wochen. In dem Briefing steht drin, um was es in dem Buch geht und vielleicht auch schon eine Idee, was der Verlag sich für das Cover vorstellt. Wobei ich da oft auch ganz frei rangehen und eigene Ideen entwickeln kann. Bis zur Abgabe des fertigen Bildes dauert es auf jeden Fall mehrere Wochen. Manchmal geht es auch über mehrere Monate, aber ich arbeite natürlich nicht die ganze Zeit nur an diesem einen Titel, sondern ich habe immer verschiedene Aufträge, an denen ich parallel zeichne. Daher ist es schwer zu sagen, wie lange ich für ein einzelnes Cover brauche.

Liest Du eigentlich erst das Manuskript und fängst dann an zu zeichnen oder arbeitest Du parallel zu der Autorin? Das hängt davon ab, ob es nur um ein Cover oder auch um Illustrationen für den Innenteil geht. Wenn ich nur ein Cover mache, dann muss das so frühzeitig fertig sein, dass es auch noch in den Katalog für die Buchhandlung, die Programmvorschau, hineinkommen kann. Dann arbeite ich an dem Cover während der Text noch entsteht. Die Autorin hat mir aber schon gesagt, worum es geht und die Figuren beschrieben und solche Dinge. Wenn ich zu einem Buch auch die Innenillustrationen mache, dann ist es in den meisten Fällen so, dass das Manuskript in der ersten Form schon steht und sich daran nicht mehr viel ändert.

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Und wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Autorinnen und Autoren? Läuft der Austausch immer über den Verlag oder trefft Ihr Euch auch direkt? Im Normalfall läuft das über den Verlag. Die Lektoren sprechen mit den Autoren, fragen was sie sich vorstellen und geben mir das dann weiter. Und sie fragen auch, was ich mir vorstelle und geben das den Autoren zurück.

Wie läuft das eigentlich genau ab, wenn Du einen neuen Auftrag hast? Wenn ich das Briefing mit der Inhaltsangabe bekommen habe, dann lasse ich das erst mal ein bisschen in meinem Kopf arbeiten. Und wenn dann so die ersten Bilder entstehen, dann fange ich an, Vorskizzen zu machen. Das ist meistens ein etwas längerer Prozess. Ich mache eine Skizze, dann denke ich – nee, das war es noch nicht. Dann lasse ich es wieder ein bisschen sacken. Mit der Zeit wird die Idee ein bisschen deutlicher und konkreter. Die ersten Vorskizzen, die ich mache, sind sehr ungenau und ziemlich klein. Und das mache ich auch mit Absicht so, damit ich gar nicht erst in die Versuchung komme, das schon weiter auszuarbeiten… (lacht) (ACHTUNG: Fortsetzung des Interviews unter den nächsten zwei Fotos ⬇️)

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Erste Skizze für das Cover von Band 3 der „Duftapotheke“ (erscheint im Herbst 2019 bei Arena)
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Skizzenblatt für die „Seawalkers“. Die neue Reihe erscheint ab Juni beim Arena-Verlag. Nach unserem Interview hat Claudia mir dann noch ihren Entwurf für das Cover des ersten Bands am Rechner gezeigt. Es ist soooooooo schön geworden! Und noch ganz geheim… Den hatte bis dahin noch nicht einmal die Lektorin von Arena gesehen…

Und wie geht es dann weiter? Also wenn ich ein paar Bildideen produziert habe, zeichne ich das, was mir am besten gefällt, etwas genauer. Dann lade ich das über meinen Scanner in den Rechner und gebe dem Bild Licht und Schatten, indem ich graue Flächen hineinsetze. Diese Version, die schon ziemlich weit ausgearbeitet ist, schicke ich dann an den Verlag. Dort gibt es die Lektoratsrunden, da setzen sich alle zusammen, gucken auf die Bilder drauf und besprechen, ob noch etwas geändert werden soll oder nicht. Wenn ich das OK vom Verlag habe, fange ich an, die Reinzeichnung mit Bleistift oder einem sehr feinen Pinsel auszuarbeiten. Diese Originalzeichnungen sind meistens noch schwarz-weiß. Dann scanne ich die Zeichnung wieder ein und male im Computer mit einem digitalen Stift auf meinem Grafiktablett die Farben hinein..

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Claudias Arbeitsplatz, wenn sie nicht auf Papier zeichnet. Die schwarze Platte vorne ist ein Grafiktablett, über das Zeichnungen, die sie mit einem digitalen Stift macht, direkt in den Rechner übertragen werden. Links auf der Kommode, der graue Kasten, ist ein Scanner, mit dem sie auch große Blätter in Din A3-Format scannen kann. Ganz hinten links an der gelben Wand hängt übrigens das Cover des neuen fünften Alea Aquarius-Bandes als Ausdruck…

Bist Du bei diesen Lektoratssitzungen auch mit dabei? Nein, das ist ja oft in anderen Städten. Der Verlag bekommt das Bild per Mail und ich bekomme dann entweder per Mail oder per Telefon die Info zurück, was dort besprochen wurde.

Und wie kommst Du auf die Ideen für ein Cover? Ja, wie komme ich auf die Ideen… Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, weil es oft kein bewusster Prozess ist. Ich lese die Inhaltsangabe und lasse mir die eine Zeitlang durch den Kopf gehen. Dann entstehen bei mir automatisch Bilder im Kopf, vielleicht auch erst einmal nur Farbkombinationen. Wie ein Lichtstrahl durch Fenster fällt oder etwas Ähnliches, manchmal auch eine grobe Vorstellung von einem Raum oder einer Landschaft. Da denke ich dann, das muss ich mir merken, das passt von der Stimmung zu dem oder dem Thema. Es gibt aber auch Briefings, die schon etwas genauer sind, wo vielleicht das Lektorat oder die Autorin schon eine Idee für eine bestimmte Szene haben, die sie gerne auf dem Cover hätten. Das ist aber gar nicht so oft der Fall. Meistens kann ich mir das selbst überlegen und Vorschläge machen.

Und was musst Du bei der Gestaltung der Cover beachten? Zum Beispiel bei „Alea Aquarius“ im Vergleich zu den „Woodwalkers“ oder der „Duftapotheke“? Ach, ich würde sagen, ich muss eigentlich gar nicht so viel beachten – jedenfalls ist mir das nicht so bewusst. Aber gerade die Coverillustration muss natürlich zur Stimmung der Geschichte passen, und jeder Text bringt da eigene Anforderungen mit.

Welche denn zum Beispiel? Naja, es macht zum Beispiel einen Unterschied, ob die Geschichte vor allem lustig und actionreich oder eher verwunschen oder vielleicht sogar ein bisschen traurig ist. Die Stimmung einer Geschichte sollte sich im Cover wieder spiegeln, und dabei ist es dann auch wichtig, dass ich selbst mich in dieser Stimmung wiederfinden kann. Und das Alter der Leser spielt natürlich eine Rolle, wenn man die Figuren und Szenen entwirft. Aber das ist für die „Woodwalkers“, „Alea Aquarius“ und „Die Duftapotheke“ ja in etwa gleich.

Guckst Du Dir auch an, was andere Illustratoren oder Illustratorinnen so machen? Ja klar (lacht). Ich bin total gerne in Buchläden, stöbere ein bisschen herum und gucke mir an, was da aktuell auf den Tischen liegt. Das finde ich sehr spannend.

Manche Illustratoren schreiben irgendwann selbst ein Buch oder ganz viele, zum Beispiel Cornelia Funke. Kannst Du Dir das für Dich auch vorstellen? Eigentlich ja. Wobei man das natürlich nicht unterschätzen darf. Ich glaube ein wirkliches „Ja“ kann man erst sagen, wenn man es wirklich mal gemacht hat und nicht vorher (lacht). Bei mir ist es schon immer so gewesen, dass ich ganz viele Geschichten im Kopf hatte. Ich glaube, wer keine Geschichten im Kopf hat, kann auch nicht wirklich illustrieren, denn man fängt ja als Kind und Jugendlicher erst mal an, die eigenen Bilder zu malen und nicht die Bilder zu den Geschichten von anderen. Es gibt ganz viele Geschichten, die mich begleiten und die immer mit gewachsen sind. Ich habe da viel im Kopf, aber ich weiß nicht, ob ich das mal aufschreiben werde. Manches habe ich auch schon aufgeschrieben, aber ich weiß nicht, ob ich es mal einem Verlag anbieten werde.

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Claudia zeichnet nicht nur, sondern arbeitet auch gerne mit Ton. Manchmal schreibt sie auch selbst Geschichten. Eine hat sie auch bereits veröffentlicht (siehe nächstes Foto)

Seit wann illustrierst Du? Ich würde sagen seit dem Studium. Vorher habe ich alles Mögliche gemacht, zu Schulzeiten natürlich ganz viel gemalt und gezeichnet, auch mit Öl auf Leinwand, und ich habe modelliert. Eines Tages habe ich mich entschieden, Illustration zu studieren. Zum Glück habe ich sehr schnell nach dem Studium mein erstes Bilderbuch veröffentlichen können. Das war meine Diplomarbeit.

Und was war dein erstes Buch? Es war ein Märchen mit dem Titel „Der verzauberte Topf“. Die Bilder dazu habe ich auf der internationalen Kinderbuchmesse in Bologna eingereicht. Da gibt es jedes Jahr auch eine große Ausstellung von Illustratoren. Auf die Messe kommen Verlage aus der ganzen Welt. Mein Märchen wurde in der Ausstellung gezeigt und da hat es der Verleger Michael Neugebauer gesehen und sich bei mir gemeldet. Und danach ist es dann als Buch bei Minedition erschienen. Es war wirklich Glück, dass das so schnell nach dem Studium geklappt hat.

Und wie ging es dann weiter? Mit dem ersten Buch hat man einen Fuß in der Tür, und es kommen weitere Anfragen. So war es jedenfalls bei mir. Mein zweites Bilderbuch habe ich dann gleich im Anschluss für den Kindermann-Verlag machen, und danach weitere Bilderbücher, aber auch Schul- und Sachbücher. Zu einem Bilderbuch habe ich den Text selbst geschrieben. Es heißt „Woher kommt der Wind?“. Und seit ich die Cover zu „Alea Aquarius“ illustriere, bin ich auch mit Bildern für Kinder- und Jugendbücher bekannter geworden. Nach Alea kamen gleich „Das Blaubeerhaus“ und „Woodwalkers“. Vorher hatte ich noch nicht  viele Cover gemacht.

Mir ist aufgefallen, dass viele der Figuren, die Du gezeichnet hast, grüne Augen haben: Alea Aquarius, Carag, Aventurine und auch das Mädchen in „Woher kommt der Wind“… Du hast selbst auch grüne Augen. Hat das damit zu tun? Wow, du beobachtest ja wirklich genau! Bei einigen Figuren sind die grünen Augen im Text auch tatsächlich so erwähnt, bei Alea zum Beispiel. Aber grüne Augen wirken in Bildern auch ganz besonders gut, weil man die Farbe so schön leuchten lassen kann. Und ja, vielleicht liegt es auch daran, dass ich selbst grüne Augen habe! Das Mädchen in „Woher kommt der Wind“ hat auch sonst ein paar Ähnlichkeiten mit mir.

Hast Du als Kind auch schon gerne gezeichnet? Ja, ich habe eigentlich immer gezeichnet – egal ob es passte oder nicht. Ich habe zum Beispiel meine Schulhefte von oben bis unten voll gemalt. Ich habe ständig irgendwelche kleinen Porträts gezeichnet. Manchmal auch Landschaften – und die wuchsen dann immer über die Seiten hinaus, weil sie einfach nicht einzudämmen waren… Und dann musste die Mathe- oder Deutsch-Aufgabe halt irgendwo anders stehen. Meine Schulhefte waren komplett illustriert (lacht). Und ich kann mich an ein Weihnachtsfest erinnern, da war ich in der Vorschule oder ersten Klasse. Weil ich krank war, habe ich auf der Couch im Wohnzimmer gelegen und den ganzen Abend einen Comic gezeichnet über zwei Kinder, die Fliegen können und in einer Elfenwelt Abenteuer erleben…

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Eine Besonderheit (und vielleicht auch ein Markenzeichen) von Claudia Carls: Ihre Zeichnungen enden meistens nicht am Rand des Covers, sondern ziehen sich über den Rücken (die schmale Seite eines Buches, siehe auch nächstes Bild) bis auf die Rückseite des Buches. Oben gut zu sehen bei den beiden Bänden der „Duftapotheke“.

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Wann hast Du gemerkt, dass Du das auch beruflich machen wolltest? Ich glaube, das kam so gegen Ende der Schulzeit, mit etwa 17 Jahren. Da habe ich angefangen, an meiner Bewerbungsmappe fürs Studium zu arbeiten. Aber ich wusste eigentlich schon vorher, dass ich etwas in Verbindung mit Bild und Text machen wollte. Ich habe als Kind sehr gerne Comics gelesen und habe lange gedacht, dass ich mal werde Comiczeichnerin werde. Was eigentlich auch schon viel mit Illustration zu tun hat. Aber gegen Ende der Schulzeit habe ich dann gedacht: Man muss ja nicht die ganze Geschichte im Bild erzählen, es ist auch schön, wenn man sich einzelne Szenen rausnehmen kann. Mein Kunstlehrer hat mich dann auf den Studiengang Illustration aufmerksam gemacht. Ich habe mir das angeguckt und mir war schnell klar, dass ich das studieren wollte.

Zeichnest Du auch privat viel? Früher habe ich auch privat viel gezeichnet. Heute nicht mehr so viel, weil ich das ja bei meiner Arbeit immer mache. Da nutze ich meine Freizeit lieber anders.

Benutzt Du ein Skizzenbuch? So etwas hatte ich früher. Während des Studiums habe ich viel in der Stadt gesessen und Häuser gezeichnet oder Kanäle oder Menschen. Inzwischen ist es aber so, dass ich eigentlich ein bisschen unordentlich geworden bin (lacht). Ich zeichne alle Schnipsel und Zettel voll, die ich hier so habe, und dann kommt das auf Stapel.

Wer darf Deine Illustrationen als erstes sehen? Das ist unterschiedlich. Meistens die Lektorin im Verlag. Manchmal ist es aber auch so, dass Freunde vorbeikommen und dann hängt wie jetzt auch (Claudia zeigt auf Ausdrucke der Coverentwürfe vom dritten Band der „Duftapotheke“ und dem fünften Band von „Alea Aquarius“) irgendetwas an den Wänden, an dem ich gerade arbeite. Die gucken sich das an und oft kommt dann eine spontane Reaktion. Das ist für mich immer sehr interessant. Aber offiziell sehen natürlich die Lektoren im Verlag meine Illustrationen als erstes.

Kannst Du eigentlich alles, was Du willst, einfach so aus der Hand zeichnen? Also auch so etwas wie den Luchs dort auf dem Bild? Also der Luchs hier ist schon ein bisschen mehr ausgearbeitet, der ist nicht einfach so aus der Hand gezeichnet. Da musste ich ein bisschen für recherchieren. Zum Beispiel die Beine. Wie sehen die aus, wenn der Luchs läuft? Das weiß ich nicht gleich von Anfang an, dafür muss ich mir Fotos angucken und das dann ausprobieren. Irgendwann habe ich eine Vorskizze, die mir gefällt, und die übertrage ich dann auf ein Papier – und das wird dann dieReinzeichnung, die am Ende gedruckt wird.

Wow, jetzt habe ich aber echt viel über Deine Arbeit erfahren und meine Leserinnen und Leser hoffentlich auch. Vielen Dank für diesen coolen Einblick!

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Nach unserem Interview hat Claudia mir noch mehrere Bücher signiert und auch etwas hineingezeichnet. Meine Schwester, die mich nach dem Interview zusammen mit meiner Mutter bei Claudia abgeholt hat, bekam dann auch noch einen Fisch in ihr Alea-Buch gemalt ☺️ Ganz unten seht Ihr ein Poster zur „Altonale“, einem Hamburger Kulturfestival. Das hatte Claudia entworfen und damit 2014 einen Wettbewerb gewonnen. Es war dann wochenlang in der ganzen Stadt zu sehen.

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