Titel: After the Fire
Autor: Will Hill
Verlag: dtv
Band: —
Erschienen: 2020
Seiten: 466
Von Hannah, 14 Jahre
Das Feuer hat Moonbeam alles genommen, an das sie geglaubt hatte, alles was sie je kannte. Sie weiß, oder glaubte zu wissen, dass alles, was in der Außenwelt stattfand ihr Verderben war, das Werk der Schlange, wie die Gotteslegion es nannte. Nun liegt sie verletzt und verstört in einem Krankenhaus eben jener Außenwelt, vor der sie immer gewarnt wurde.
Die Ärzte sagen ihr, die Gotteslegion sei eine Sekte gewesen und sie müsse ihnen helfen, herauszufinden, was wirklich in ihr vorging und was am Tag des Feuers geschah. Die wenigen Überlebenden, zu denen sie zählt, halten sie an, nichts zu verraten. Sie dürfe um keinen Preis mit den Dienern der Schlange reden. Moonbeam weiß nicht wem sie glauben soll, welches Leben sie besser findet, davor oder danach. Nur eines weiß sie: Was sie wirklich am Tag des Feuers getan hat, darf niemand erfahren …
(unter dem Foto geht’s weiter).
Die kurzweiligen Kapitel und die niemals schleppende Handlung haben mich von Anfang an gefesselt. Das Buch zeigt auf unfassbar nahbare Art und Weise, wie Sekten funktionieren und wie die Gehirnwäsche dauerhaft die Persönlichkeit der Mitglieder formt, selbst wenn sie äußerlich nicht mehr an dem Glauben festzuhalten scheinen. Moonbeam fühlt sich eingesperrt, in der Sekte sowie bei den Ärzten, sie ist verwirrt, hat Angst und über allem hört sie noch immer die Stimme des „Propheten“.
Man merkt, dass der Autor nachgeforscht hat und weiß, wie Sekten aufgebaut sind und ihre Mitglieder kontrollieren. Moonbeams Geschichte basiert auf einem realen Kult, dessen Gelände 1993 im Zuge einer polizeilichen Belagerung abbrannte und viele Leben kostete.
Das spannende: als ich im Nachwort von eben dieser echten Belagerung gelesen hatte, habe ich erst einmal nicht nachgeforscht. Einige Wochen später aber, habe ich zufällig ein Foto von dem Brand zu Gesicht bekommen, ohne Kontext worum es sich handelte. Trotzdem war mein erster Gedanke: „Wow, das sieht aus wie bei der Gotteslegion“. Und tatsächlich: Die Google-Rückwärtssuche ergab, dass das Foto von dem Brand der Vorbilds-Sekte aufgenommen wurde. Dass es der Autor ohne ellenlange Beschreibungen, sondern eher unterbewusst schafft, mir als Leserin den Aufbau und die Stimmung des Geländes zu vermitteln, halte ich für eine wahre Kunst.
Ich habe das Buch innerhalb von drei oder weniger Tage durchgelesen, es kaum aus der Hand gelegt. Es hat mir unglaublich gut gefallen und spricht wichtige Themen an, über die jeder Bescheid wissen sollte. Trotzdem würde ich das Buch eher älteren und weniger empfindlichen Personen empfehlen. Ich weiß, das sage ich häufig, aber „Ater the fire“ war von allen bisher von mir rezensierten Büchern das heftigste, denn was in Sekten, nicht zuletzt Moonbeams Gotteslegion vor sich geht, sind Dinge, die keiner gerne hört. Und es ist leider nicht pure Fiktion.
Ich empfehle das Buch für Jugendliche von 14-19 Jahren, die mit so etwas klarkommen, sich informieren und gleichzeitig eine fesselnde Geschichte hören wollen – und gebe ihm ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
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