Titel: Hinter Glas
Autorin: Julya Rabinowich
Verlag: Hanser
Band: —
Erschienen: 2019
Seiten: 201
Von Hannah, 13 Jahre
Die Geschichte:
Alices Eltern sind sehr reich und berühmt, ihr Haus eine luxeriöse Villa, ihre Klamotten teuer. Doch hinter der glamourösen Fassade stecken traurige Geheimnisse. Alices Großvater, der für ihr vieles Geld verantwortlich ist tyrannisiert die Familie, nicht selten kommt es vor, dass er Gewalt anwendet. Ihre Eltern geben diesen Druck aneinander weiter, häufig streiten sie sich. Liebe für Alice bleibt da nicht übrig. Alice hat gelernt, mit dieser ständigen Anspannung zu leben. In der schicken Villa fühlt sie sich wie in einem goldenen Käfig, in dem kein unbedachter Schritt gewagt werden kann. In der Schule geht es ihr auch nicht besser. Ihre Mitschüler ziehen sie wegen ihrer ständigen Krankheiten auf, oder tun zumindest nichts dagegen. Allen voran Rosa, die Alice den Spitznamen „Queen Bazilla“ gegeben hat. Alice erträgt all das mehr oder weniger, bis Niko, ein neuer Junge in ihre Klasse kommt. Er beschützt und liebt sie. Nach einem heftigen Streit flieht er mit ihr von zu Hause. Sie kommen bei Nikos Kumpel Mick unter. Es beginnt ein Sommer voller nie gekannter Freiheit und Liebe. Aber mit der Zeit wird Niko unbeherrschter und Alice wieder vorsichtig. Auch kommt sie einem Geheimnis auf die Spur, das tief in ihr geschlummert hat und ihr helfen wird, ihr Leben hinter Glas vollends zu verstehen.
Meine Meinung:
Julya Rabinowich schreibt auf eine traurige, herunterziehende Art, von der ich allerdings fasziniert bin, da sie einem einen direkten Einblick in die Ich-Erzählerin Alice gibt. Alice erzählt anhand von Spiegelstücken, die von einem Spiegel stammen, der ihr am Anfang der Geschichte hinunterfällt und die Abschnitte ihres Lebens symbolisieren. Schon nach wenigen Seiten fühlt man ihre Niedergeschlagenheit, die sogar auf eine melancholische Art während des Sommers beibleibt. Das ist ein deutlicher Pluspunkt, auch wenn man starke Nerven haben sollte, um das durchzuhalten. Es ist alles so wunderschön beschrieben, dass (zumindest ich) ein deutliches Bild zu allen Orten und Personen im Kopf hatte. Die Geschichte an sich greift viele Facetten von häuslicher Gewalt und psychischen Problemen auf.
Obwohl ein Großteil der Geschichte von Alice aus der Ich-Perspektive erzählt wird, gibt es hin und wieder Passagen in einer anderen Schrift, die von Alice als „Sie“ erzählen. Bis zum Ende des Buches fragt man sich, wer das ist und was das für die Geschichte bedeuten wird. Am Ende fand ich das etwas platt aufgelöst (im Gegensatz zum Rest des Buches, das detailliert erzählt wurde, ohne sich zu ziehen) und habe mich gefragt, warum das jetzt so unglaublich wichtig für Alice ist.
Trotzdem mochte ich das Buch mit seiner melancholischen Art, weil es sehr zum Nachdenken anregt und gut zu regnerischen Wintertagen und verträumter Musik passt.
Ich empfehle das Buch für Jugendliche von 13 bis 17 Jahren, die starke Nerven haben und gerne nachdenken und gebe ihm ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Ein kleines Porträt von Hannah findet Ihr hier.