Titel: Spinster Girls – Was ist schon normal?
Autorin: Holly Bourne
Verlag: dtv
Band: 1 von 3
Seiten: 407
Erschienen: 2018
Alles, was die 16jährige Evie möchte, ist normal zu sein. Und sie ist schon ziemlich nah dran, denn immerhin geht sie wieder zur Schule, auf Partys und hat sogar ein Date. Letzteres entpuppt sich zwar als Desaster, dafür lernt sie dadurch Amber und Lottie kennen. Was die neuen Freundinnen nicht wissen: Evie hat jahrelang unter Zwangsstörungen gelitten, wurde in Kliniken behandelt und musste heftige Medikamente nehmen.
Amber und Lottie sind allerdings auch ein bisschen anders als andere Teenager. Die beiden interessieren sich sehr für feministische Themen und gründen die „Spinster-Girls“, eine Art Club, zu dem sie auch Evie einladen. „Spinster“ ist im Englischen ein abfällig gemeinter Begriff für eine ältere Frau, die nicht verheiratet ist (so ähnlich wie „Alte Jungfer“ im Deutschen). Amber, Lottie und Evie wollen alle keine Spinster werden, aber sie wollen sich für Jungs und Männer auch nicht verbiegen. Ihr Motto lautet: „Wir sind stark, wir lassen uns nichts sagen und küssen trotzdem. Wir sind die Spinster Girls!“ In ihren Gesprächen tauschen sie sich zu Themen wie Rollenzwänge, Gleichberechtigung, schief gelaufene Dates und Neid unter Mädchen aus und das bringt einen beim Lesen schon zum Nachdenken.
Evie möchte die beiden Freundinnen nicht mit ihrer Krankheit konfrontieren, obwohl die drei sich versprochen haben, sich um einander zu kümmern. Im Laufe der Geschichte zeigt sich, wie sich Evie verändert. Sie fällt in ihre alten Denkmuster und Zwänge zurück und ihre Lage spitzt sich immer weiter zu…
Ich dachte, dass es in dem Buch hauptsächlich um das Thema Feminismus geht und habe mich gewundert, wie sehr Evies Krankheit dann doch im Vordergrund stand. Das ging aus dem Klappentext so nicht hervor. Ich hätte es besser gefunden, wenn das auch hinten drauf stehen würde. Dann weiß man, was einen erwartet, bevor man anfängt, das Buch zu lesen… Mit psychischen Krankheiten hatte ich mich vorher noch nie beschäftigt und ich fand das Thema ganz interessant, aber auch etwas beängstigend. Einmal erwischte ich mich bei dem Gedanken, ob ich selbst eigentlich auch irgendwelche Zwangsstörungen habe. Zum Glück sind mir keine eingefallen…
Die Stimmung im Buch ist die meiste Zeit über ziemlich deprimierend. Die Ich-Erzählerin Evie stürzt sich von einer misslungenen Beziehung in die nächste. Ihre Freundinnen waren mir am Anfang eher unsymphatisch, erst ganz am Ende fand ich sie doch nett. Das Cover fand ich mit dem großen Auge schon spannend, wobei die Farbauswahl mit Schwarz und Gelb eher ungewöhnlich ist. Vorne im Buch gibt es einen Spinster-Girls-Ausweis zum Ausschneiden (siehe Foto unten links). Man kann auch ein Bild von sich selbst darauf kleben. Einerseits eine nette Idee, aber andererseits vielleicht ein bisschen an der Zielgruppe vorbei – das Buch ist offiziell ab 14, was mir auch sinnvoll erscheint. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, dass 14- oder 16-Jährige mit so einem Ausweis herumlaufen…
Fazit: Das Buch gibt viele Denkanstöße zum Thema Zwangsstörung und psychische Krankheiten und auch einige zum Thema Gleichberechtigung. Insgesamt konnte es meine Erwartungen aber nicht ganz erfüllen. Inzwischen gibt es einen zweiten Band („Was ist schon typisch Mädchen“), in dem Lottie im Mittelpunkt steht. Vielleicht ist der Themenschwerpunkt dort noch mal anders. Ein dritter Band ist angekündigt.
Ich gebe dem Buch ⭐️⭐️⭐️ und empfehle es für Mädchen ab 14 Jahren.