Titel: O du fröhliche Entführung. Eine ziemlich verrückte Weihnachtsgeschichte
Autorin: Kirsten Boie
Verlag: Oetinger
Seitenzahl: 72
Erschienen: 2020
Das Buch von Kirsten Boie ist ganz neu, aber Corona spielt darin noch keine Rolle, darum kann die Oma von Nikkel, der eigentlich Nikolaus heißt, auch ganz gechillt ihren geplanten Winterurlaub auf Gran Canaria antreten. Damit sie von dort aus mit ihrem einzigen Enkel in Kontakt bleiben kann, schenkt sie ihm ein Handy. Genauer gesagt: Ein Smartphone. Nikkels Mutter ist nicht gerade begeistert, aber was soll sie machen? geschenkt ist geschenkt und gegen ihre eigene Ma kommt auch sie nicht an (never underestimate the power of your Grandma!!!).
Als Nikkel das Handy benutzt, bekommt er plötzlich Nachrichten von einem Unbekannten, der sich SC nennt. Nickel denkt erst, es sei sein Trainer aus dem Sport Club, doch nach einigem Hin- und Her stellt sich heraus, dass es Santa Claus ist. Und der hält Nikkel für den Heiligen Nikolaus. Als dieses doppelte Missverständnis geklärt ist und Nikkel den Weihnachtsmann persönlich trifft – vor einem Supermarkt – erfährt er dessen Problem: Die Kinder haben keine Lust mehr auf Holzspielzeug, sie wollen lieber Playstations und Nintendo und anderes elektronisches Zeug, und die Wichtel drohen zu streiken, weil sie solche Sachen nicht bauen können. Nikkel hat eine Idee: Der ältere Bruder eines Kumpels von ihm, Lasse, ist ein echter Nerd und kennt sich super mit Technik aus. Gemeinsam beschließen sie, Lasse zu entführen und in die Werkstatt der Wichtel zu bringen, damit er denen einen Crashkurs geben kann. Wird den beiden ihr Plan gelingen …?
Mir (und auch meiner neunjährigen Schwester) hat das Buch gut gefallen, weil es mal eine ganz andere Art von Weihnachtsgeschichte bietet. Vor allem auch die Nachrichten (sind im Text rot unterlegt), fand ich lustig zu lesen. Der Weihnachtsmann ist auch anders als er sonst immer darstellt wird, nämlich ziemlich grummelig und außerdem – Raucher! 🙈 Cool fand ich auch die Oma (wer kennt sie nicht, die smartphonebegeisterten Senior*innen?) … Und der Schreibstil war mal wieder typisch Kirsten Boie!
Schade fand ich allerdings, dass die Geschichte recht kurz ist und der Teil, in dem Lasse den Wichteln den Crashkurs gibt, komplett ausgespart wird. Da hatte ich mich auf weitere niedliche Illustrationen gefreut. absolut unverständlich fand ich, dass in dem Buch kein einziges Mädchen vorkommt. Viel cooler wäre es gewesen, wenn Lasse zum Beispiel eine Lara wäre, ein computer- und technikbegeistertes Mädchen. Irgendwo stand dann auch noch, dass die Wichtel „kichern wie Mädchen“. Klar, das ist Nickels Sicht. Aber trotzdem ein Klischee … So ist die Geschichte dann leider doch nicht so modern, wie sie auf den ersten Blick wirkt, sondern ganz schön klischeehaft, zumindest in Hinblick auf Gender.
Super schön fand ich die Illustrationen von Caroline Opheys auf dem Cover aber auch im Buch selbst. Das Cover macht wirklich Lust auf das Buch!
„O du fröhliche Entführung“ bekommt von mir ⭐️⭐️⭐️ und einen halben ⭐️ und ich empfehle es zum Vorlesen ab 5 Jahren und zum Selbstlesen ab 7/8 Jahren.