Girlsplaining

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Titel: Girlsplaining

Autorin: Katja Klengel

Verlag: Reprodukt

Band:

Seiten: 152

Erschienen: 2018

 

In ihrer Comic-Kolumne “Girlsplaining” für das Online-Magazin “Broadly” beschäftigt sich die Berliner Autorin und Zeichnerin Katja Klengel mit Fragen wie „Warum haben wir vor dem Wort ‚Vulva‘ mehr Angst als vor Voldemort?“ – „Müssen wir uns wirklich für unsere Körperbehaarung schämen?“ –  „Wieso werden im Schulunterricht hauptsächlich männliche Autoren gelesen?“ und geht dabei auch ihren ganz persönlichen Ängsten und vermeintlichen Unzulänglichkeiten nach. Das Buch umfasst die ersten sechs Episoden der Comic-Kolumne.

Es ist ein sehr persönliches Buch, denn Katja erzählt von sich und hat sich selbst auch als Hauptfigur gezeichnet – einmal als Teenager und einmal so, wie sie heute aussieht. Sie hat verschiedene Situationen, die sie selbst erlebt hat, schonungslos aufgezeichnet. Zum Beispiel in „Der Geist der verrosteten Rasierklinge“: Das erste Bild zeigt eine Situation von einer Klassenfahrt. Katja ist von hinten zu sehen, sie hat ihr Kleid vorne ein Stück hoch geschoben. Vor ihr stehen vier Mädchen und betrachten neugierig Katjas Unterleib. Aus den Sprechblasen der Mädchen wird klar, dass Katja ihnen ihre Schamhaare zeigt. Auf dem nächsten Bild macht Katjas Bruder einen abfälligen Spruch über die Haare an den Beinen der (damals zehnjährigen) Katja. Es folgen weitere Bilder und man kann gut verstehen, wieso sich Katja irgendwann wie ein (wie sie selbst schreibt) „kompletter Freak“ fühlt, allein durch die bescheuerten Reaktionen anderer Leute. Eines Tages (Katja versinkt gerade in Selbstmitleid) kommt ein Geist und zeigt ihr, wie sie hätte reagieren können. Und dann sind die gleichen Bilder noch einmal zusehen, dieses mal gibt Katja jedoch selbstbewusst Antworten…! Und Katja hat verstanden, dass sie allein es ist, die über ihren Körper bestimmt.

Der Comic hat mir sehr gut gefallen. Katja zeichnet und schreibt mit viel Offenheit und Humor über Ungerechtigkeiten im Alltag und ihren eigenen Erfahrungen. Sie schneidet wichtige Themen an und gibt Denkanstöße. Der Comic ist sehr direkt und lustig, ich musste beim Lesen oft Schmunzeln oder auch laut Lachen. Manchmal werden zwei Situationen gezeigt, die miteinander in Verbindung stehen: Einmal wie Katja wirklich gehandelt hat und dann, wie sie aus ihrer heutigen Sicht gehandelt hätte. Das fand ich prinzipiell gut, manchmal allerdings auch ein bisschen verwirrend.  Katja schreibt sehr locker und verknüpft ihre kleinen Geschichten manchmal auch mit Fandoms, wie z.B. Harry Potter oder Star Trek, und dann ist da plötzlich Voldemort oder Mr. Spock im Bild. Eine coole Idee!

Die Zeichnungen sehen super aus. Und sie sind nicht bunt oder schwarz-weiß, sondern schwarz-weiß-rosa, was ich echt ungewöhnlich, aber auch schön fand. Manche Bilder sind schon ein bisschen krass, wie die Illustration auf der Rückseite des Buches: Man sieht eine Unterhose, die an einer Wäscheleine hält und in der eine Binde klebt. Sehr gut gefallen hat mir auch das quadratische Format des Buches. Es liegt gut in der Hand, ist aber zum Lesen groß genug.

Ein wirklich cooler und tiefgründiger Comic, der Spaß macht und zum Nachdenken anregt. Ich empfehle „Girlsplaining“ für Mädchen ab 12 oder 13 Jahren (wobei er auch für ältere und Erwachsene interessant sein dürfte) und vergebe ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️