Girls! Was coole Mädchen wissen müssen und Boys! Was coole Jungs wissen müssen

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Titel: „Girls! Was coole Mädchen wissen müssen“ und „Boys! Was coole Jungs wissen müssen“

Autorin: Ilona Einwohlt

Illustratorinnen: Bianca Schaalburg (Girls!) und Barbara Jung (Boys!)

Verlag: S. Fischer Verlage

Band: —

Seiten: 95

Erschienen: 2019

Aufbau der Bücher: Beide Bücher sind erst mal gleich aufgebaut, nämlich in die vier Überkapitel „Pubertät und Körper“, „Freunde und Familie“, „Liebe und Gefühle“, „Sex und Intimität“. Das ist schön übersichtlich. Es bietet die Möglichkeit, genau die Infos zu finden, die man gerade sucht. Der eine möchte vielleicht etwas zu den körperlichen Veränderungen wissen, die andere interessiert sich vielleicht schon für Verhütungsmethoden.

In den Unterkapiteln werden manchmal die gleichen, manchmal auch unterschiedliche Themen behandelt. Da geht es dann zum Beispiel um topics wie Hormone, Haut (inklusive Rezepten für Masken), Haarentfernung, Periode, wachsende Brüste und „Binde, Tampon & Co“ im Mädchen-Buch und „Gutes Essen“, Pickel, Bartwuchs und Stimmbruch bei den Jungs. Im zweiten Teil geht es bei den Mädchen z.B. um Freundinnen, „richtiges Streiten“, Cybermobbing. Und bei den Jungs um männliche Vorbilder, das Verhältnis zu den Eltern oder darum, was schön daran ist, wenn Jungs auch mal unter sich abhängen. Im dritten Teil wird in beiden Büchern erklärt, wie man einerseits erkennt, ob man selbst verliebt ist und andererseits, ob der/die andere auf eine/einen steht. Im vierten Teil geht es bei den Mädchen um Sex, Verhütung, Selbstbefriedung, „Nein“-Sagen. Bei den Jungs ist es ähnlich, allerdings wird hier auch noch das Thema Porno aufgegriffen – und was man zum Beispiel machen kann, wenn die Kumpels einen zum Porno-Gucken überreden wollen.

Meine Meinung

Die Themen: Die Auswahl finde ich gut. Es werden die großen Themenbereiche, die die viele Jugendliche beschäftigen, behandelt. Gefehlt hat mir allerdings das Thema Freundschaft zwischen Jungen und Mädchen. Und auch Tipps zu der Frage „Was mache ich bei Liebeskummer?“ habe ich vermisst.

Gut fand ich, dass auch das Thema gleichgeschlechtliche Liebe in beiden Büchern auftaucht (auf insgesamt vier Seiten und an anderen Stellen im Buch gibt es auch Fotos). Auf einer der Seiten werden anhand einer lustigen Figur die Unterschiede zwischen Genderidentität, sexueller Orientierung, Erscheinung und biologischem Geschlecht erklärt.

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Das fand ich interessant. So etwas hatte ich in anderen Pubertätsbüchern noch nicht gesehen. Ich finde es generell super, dass das Thema aufgegriffen wurde. Eine Freundin von mir wusste zum Beispiel schon in der sechsten Kasse, dass sie bi ist. Wenn Elfjährige zu diesem Thema etwas wissen wollen, ist es doch besser, sie finden dazu in so einem Buch einige Infos, als dass sie als erstes im Internet oder bei YouTube dazu suchen. Gleichzeitig finde ich es auch wichtig, dass gleichgeschlechtliche Liebe als das gezeigt wird, was es ist: normal.  Denn ich finde, in der Schule (zumindest in meiner) werden noch immer viel zu viele blöde Witze darüber gerissen.

Inhaltlich fand ich, dass alles gut geklärt wurde. Gut fand ich die Aussagen in den Büchern. Zum Beispiel:  Mach Dich nicht von der Meinung anderer abhängig! Vergiss die Schönheitsbilder in den Medien und mach Dein eigenes Ding! Lass Dir keine blöden Sprüche gefallen! Cybermobbing ist Mist! Jungs dürfen auch Gefühle zeigen! Wenn Dir jemand gegen Deinen Willen an die Wäsche will: Nein heißt Nein!

Die Bücher bieten auch einige praktische Tipps: Beispiele für coole Antworten auf doofe Kommentare oder Tipps, wie man sich selbst besser kennenlernt (z.B. aufschreiben, was man vom Vater hat, was von der Mutter. Wie das eigene Lachen klingt, was einem Energie liefert) und viele mehr.

Nicht so gut fand ich allerdings im Jungsbuch den Hinweis: „Wenn Du keine Freunde hast, sucht Dir welche. In der Schule, in der Nachbarschaft, bei der Jugendfeuerwehr…“ Oder im Mädchenbuch: „Such Dir Verbündete. Gemeinsam macht eben alles mehr Spaß!“ Das war mir echt zu platt. Erstens muss man doch erst mal überlegen, welche Leute man treffen will. Wer passt zu mir? Welche Interessen habe ich selbst überhaupt? Bei der Jugendfeuerwehr hängen vermutlich andere ab als in der Schach AG. Und dann gibt es viele Kinder und Jugendliche, die werden schon früh zu AußenseiterInnen. Ich sehe das sogar im Umfeld meiner Schwester, bei Sechs- und Siebenjährigen. Und diese Kinder haben überall Probleme, FreundInnen zu finden, egal wo sie hingehen. Und ich kann mir vorstellen, dass sie selbst gar nicht unbedingt wissen, warum das so ist. Und wenn man einmal die Woche andere Kinder zum Beispiel beim Sport trifft, ergeben sich daraus auch nicht unbedingt Freundschaften, eher in der Schule oder in der Nachbarschaft, wenn man sich oft sieht und viel miteinander zu tun hat. Aber was, wenn in der Nachbarschaft nur alte Leute wohnen und man keinen Draht zu den Kindern in der Schule findet? „Such Dir Freunde“ ist da als Aussage viel zu einfach. Und da schwingt irgendwie auch mit: Wenn Du das nicht schaffst, liegt es an Dir. Weil es aber wichtig ist, FreundInnen zu haben, hätte ich es gut gefunden, wenn dem Thema mehr Platz eingeräumt und es mit Tipps und Ideen ergänzt worden wäre.

Die Illustrationen: Die Illustrationen finde ich wirklich toll – und zwar in beiden Büchern! Sie sind bunt, lustig und haben mich total angesprochen (unten seht Ihr ein paar Beispiele). Zusätzlich gibt es auch mehrere biologische Zeichnungen, die zum Beispiel den Aufbau der Geschlechtsorgane zeigen.

Die Fotos: Auch die Fotos gefallen mir. Wobei ich es gut finde, wenn in solchen Büchern nicht nur Jugendliche gezeigt werden, die den allgemeinen Vorstellungen entsprechend perfekt oder fast perfekt aussehen. Besser hätte ich es gefunden, wenn darin zum Beispiel auch Mädchen und Jungs mit Mehrgewicht oder Brille zu sehen wären. Das gibt es zwar in den Büchern, aber nur relativ wenig.

Die Ansprache: Die Sprache ist locker und gut, also auf keinen Fall langweilig und zu erwachsen. Andererseits aber auch nicht gezwungen jugendlich.

Beste Seiten: Und für alle, die die Bücher selbst schon haben: Besonders gut gefallen haben mir die Seiten 36/37, 50/51, 52/53, 60/61 im Mädchenbuch und die Seiten 10/11, 12/13, 30/31,38/39, 42/43, 50/51 im Jungsbuch. Zwei davon seht Ihr ganz unten.

Ich empfehle die Bücher für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren und gebe ihnen jeweils ⭐️⭐️⭐️⭐️